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Unkener Geschichten

Ein herzliches Danke an die Autorin Christine Becker (†)

Die Volksschule Unken

Das Schulhaus wurde 1872 gebaut und 1875 feierlich eingeweiht. Damit endete der Unterricht im Mesnerhaus und im Mauthaus an der Strasse. Ab dieser Zeit wird von einem Ortsschulrat berichtet. Die Schulchronik berichtet 1881 von einer Feier: (Schreibweise wie im Original)

„Am 8. Mai 1881 findet im Lehrzimmer der 2. Klasse aus Anlass der Vermälung des durchlauchtigsten Kronprinzen Rudolf mit der Prinzessin Stefanie von Belgien eine Festfeier statt. Das Lehrzimmer ist mit Kränzen und Fahnen geschmückt und auf einer mit Teppichen und Gobelins gezierten Estrade sind die Portraits des hohen Brautbares aufgestellt. Nach dem Festgottesdienste versammeln sich im Schulzimmer die Festgäste als: Forstverwaltung, Zoll und Finanzwache, Veteranen und Gemeindevertretung. Als Begrüßung singen die Schüler, sämmtlich in Festkleidung, die Mädchen mit Kränzen, ein fröhliches Lied mit vom Schulleiter unterlegtem Festtexte, worauf derselbe die Festrede hält. Drei Kinder, zwei Mädchen und ein Knabe, tragen ein Festspiel „Das Königsröslein“ vor. Das Festlied „Jubelklänge“ von Prorko erfreut die Anwesenden durch die exakte Aufführung. Herr Gemeinde Vorstand Mat. Hirschbichler fordert alle zu einem 3fachen Hoch auf Se. Majestät, unseren geliebten Kaiser auf, wo - rauf die Musikkapelle die Volkshimne intonirt, welche von den Kindern gesungen wird. Zum Schluss werden die Schüler mit einer Festschrift und Festalbum betheilt, welche der Schulleiter von dem Ergebnis einer Subscription angekauft hatte. Abends veranstaltet derselbe noch auf dem Oberrainer Brand ein gelungenes Feuerwerk.“

Im gleichen Jahr fand die erste „Kristbaumfeier“, organisiert vom Schulleiter Hans Windbichler statt. Der erste Christbaum in Wien stand bereits 1816 im Palais Erzherzog Karls, des Siegers von Aspern. (heute Albertina). Die Schulchronik berichtet von ständigen Lehrerwechseln die sich heute mit Staunen lesen. Weil sie uns deutlich machen, wie groß Österreich damals war. Die Lehrer kommen aus Brixen, aus Budweis und von der Save Häufig wurde die Schule geschlossen wegen Keuch - husten, Diphterie- und Masernepidemien. Die Ernährung der Kinder war wohl auch sehr einseitig. Beim Religionsunterricht kam Unterstützung manchmal aus Maria Kirchental. Aus Lehrermangel gab es häufig Halbtagsunterricht und bei Inspektionen auch oft „günstige“ Be - urteilungen. 1898 wurde neben der großen Holzleg ein gemauertes Waschhaus mit Blechdach gebaut. Dort gab es auch einen kleinen Stall für des Oberlehrers Ziege, für die er das Recht hatte, sie am Innenhang des Kirchgrabens weiden zu lassen. In diesem Jahr wird erstmals Michael Kaiser genannt. Und wieder wurde gefeiert: Ein Schulfest aus Anlass des 60jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I. 

Schulchronik: 

„Am 10. Mai 1908 findet auf Anregung des hiesigen löblichen Feuerwehrvereins auf der Fellner Au ein Kinderfest statt. Die gesamte Schuljugend versammelt sich mittags im Schulhause und zieht, klassenweise geordnet, zur Maiandacht in die Kirche. Nach der Andacht formiert sich auf dem Kirchplatz der Zug, und mit Musik, der Freiwilligen Feuerwehr, mit Gemeindevertretung und Geistlichkeit an der Spitze, setzt sich in Richtung Festplatz in Bewegung. Nach der Aufstellung vor der festlich dekorierten Büste Seiner Majestät hält Oberlehrer Huber eine Ansprache, Kinder tragen Gedichte vor, was allgemeinen Beifall findet. Hierauf folgen Spiele wie Klettern, Hoch- und Weitspringen, Sacklaufen und andere, welch Unterhaltung nicht nur die Jugend selbst, sondern auch die zahlreich erschienenen Festgäste ergötzt. Die besten Leistungen werden mit Preisen ausgezeichnet. Auch wird sämtlichen Schülern je 2 Paar Würstel mit Brot und 1 Glas Bier verabreicht. Die Feier verläuft ohne Unfall und findet unter der Bevölkerung großen Anklang.“

(Merke: 1 Glas Bier!)

1909 wurde im Schulhaus elektrisches Licht installiert. Die Schule war jetzt vierklassig. Pfarrer Franz Xaver Auer kam 1910 als Nachfolger von Johann Chrys. Wieser, der zu Fuß nach Rom gegangen war und die große Kirchenrenovierung 1898 durchgeführt hatte. Am 28. Juni 1914 wurden in Sarajewo der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin ermordet. Es folgte eine allgemeine Mobil - machung. Wegen der folgenden Musterungen herrschte großer Arbeitskräftemangel auf den Bauernhöfen. Den älteren Schülern musste frei gegeben werden. Später wurde der Unterricht für sie ganz eingestellt. Während der Kriegsjahre gab es nur noch zwei Lehrer. Häufige Schließung der Schule wegen grassierender Krankheiten wie Keuchhusten, Diphterie, Masern und sogar wegen Blattern! In den Jahren 1920/21 stieg die Schülerzahl auf den höchsten Stand von 254 Kindern, in die 4. Klasse gingen 82 Kinder. Eine Parallelklasse musste eingerichtet werden.

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Der legendäre „Kaiserlehrer“, Michael Kaiser, hat 1923 die Nachfolge von Oberlehrer Friedrich Huber angetreten, der 29 Jahre lang in Unken tätig gewesen war. 1930 bekam der Kaiserlehrer den Titel Direktor und wurde zum Ehrenbürger ernannt. 1934 ging er nach 36jähriger Tätigkeit in Unken in Pension. 1935 übernahm Oberlehrer Heinrich Müller die Schulleitung nach Franziska Schlecht. Anna Engleder, geb. Frauscher kam nach Unken. Oberlehrer Heinrich Müller studierte an der Lehrerbildungsanstalt in Bozen, diente durch vier Jahre als provisorischer Leiter, später drei Jahre als Leiter der zweiklassigen Volksschule in Tschengls, und ein Jahr als Leiter an der vierklassigen Volksschule in Taufers im Vinschgau. Im September 1927 wurde er mangels „italienisch nazionalen Gefühlen“ vom italienischen Schulamt in Trient seines Dienstes enthoben. Im Oktober 1928 kam Heinrich Müller als Lehrer nach Ramingstein, nach zwei Jahren wurde er Oberlehrer in der dreiklassigen Schule in seinem Heimatort Zederhaus. fünf Jahre später kam er nach Unken.

In diesen wirtschaftlich besonders schwierigen Jahren half das Winterhilfswerk für die Ver - sorgung mit warmer Suppe für die Kinder mit einem besonders weiten Schulweg. 1938 beginnt die Schulchronik mit einem Hackenkreuz. Neben der Beschreibung des „unbeschreiblichen Jubels“ folgt der schick - salsträchtige Satz: „Die Geschichte wird erst die ungeheuere Tragweite dieser Geschehnisse zu würdigen wissen.“ Wohl wahr und doch so ganz anders als damals gemeint! Die Kruzifixe verschwanden aus den Klassenzimmern und wurden durch Hitlerbilder ersetzt. Als in der Schule kein Religionsunterricht mehr erteilt werden durfte, fand dieser in der Sakristei statt.

1938/39 gab es in Unken 212 Volksschüler. Ab 1941/42 wurde die Schulchronik in lateinischer Schrift geschrieben. 1942 wurde das Dachgeschoss ausgebaut und ein großes fünftes Klassenzimmer gewonnen. Vorübergehend befand sich dort eine Zahnarztpraxis. Ich erinnere mich dessen sehr genau weil das Schulhaus ein herrlicher Spielplatz und das Rauf- und Runterfahren mit dem Zahnarztstuhl ein besonderes Vergnügen war. (Ohne Zahnarzt!) Im gleichen Raum befand sich auch einmal ein kleines Lehrmittelkabinett von dem mir ein roter Hummer und eine „Rose von Jericho“ besonders in Erinnerung geblieben sind, Die „Rose“ war ein faustgroßer Knäuel von dünnem Geäst und wenn man sie in Wasser legte, dann „blühte“ sie auf und entfaltete sich wie eine große Blume.

Die Schülerzahl stieg 1944 auf 259. Während der NS-Zeit ist in der Schulchronik viel von vaterländischen Feiern und patrio - tischen Liedern die Rede. Gegen Ende des Krieges ändert sich der Ton deutlich. Die Blätter der Schulchronik sind gegen Kriegsende durchgestrichen, über- bzw. zusammengeklebt worden. Nach Kriegsende beginnt die Schulchronik neu. Geheizt wurden die Klassenräume mit Kachel - öfen. Das Holz kam laut alter Abmachung vom Bayerischen Forstamt Unken und war in der riesigen Holzleg, die der Spielplatz vom Schulgebäude trennte, gelagert. Wer neben den Öfen zu sitzen kam schlief meistens ein, an der Fensterseite musste man frieren.

Im Unterdach der Holzleg stapelten sich noch lange die geklebten Lebensmittelmarken der Gemeinde. Als Kinder sind wir halt überall herumgekraxelt. Besonders traurig verlief die 1945 von den Amerikanern angeordnete Abgabe aller Gewehre im Schulhaus. Die Waffen mussten auf den Boden der ebenerdigen Klasse gelegt werden. Bauern hatten dabei Tränen in den Augen. Wildern war in dieser Zeit der schlechten Versorgung mit Lebensmitteln wohl auch eine Notwendigkeit zum Erhalt der Familie geworden. Ohne Gewehr wurde die Ernährungslage noch bedrohlicher. Manches Gewehr wurde damals eingefettet, in Wachstuch verpackt und vergraben. Das ging aber nur, wenn man mehr als ein Gewehr hatte und glaubhaft versichern konnte, nur eines zu besitzen. Der Zustand der sanitären Anlagen wurde schon lange als untragbar erkannt. Seit vielen Jahren bemühte sich Oberlehrer Müller um den Ausbau der Abortanlagen ohne Erfolg. Für die kommenden Hauptferien wurde der Ausbau fest geplant, wurde aber noch einmal verschoben. In den Hauptferien wurde das ganze Haus geweißt, gereinigt und „vergast“. Alle Fenster und Türen wurden verklebt. Steine lagen auf dem Holzboden, darauf lagen Blechschalen auf denen etwas angezündet wurde. Danach wurde die Türe des Klassenzimmers von außen verklebt. Vom Schulhof aus beobachteten wir Kinder durch die Fenster des Erdgeschosses, wie die blauen Flammen einen Rauch absonderten, der nach und nach das ganze Klassenzimmer vernebelte, bis nichts mehr zu erkennen war. Später roch das ganze Schulhaus trotz ständigen Lüftens noch wochenlang ganz ekelhaft nach Chemie.

Verspäteter Schulbeginn wegen Kinderlähmung im Land, Wiedereinführung einer Schulspeisung durch UNICEF, überfüllte Klassen, Lehrermangel und Wechselunterricht kennzeichneten die ersten Nachkriegsjahre. Die Gemeinde erwog, Schloss Oberrain zu erwerben und als Schulhaus zu nutzen. Der Plan scheiterte vor allem am fehlenden Geld. Der „Gassenhauer“ jener Zeit: „Land der Erbsen, Land der Bohnen, Land der vier Besatzungszonen ...“. 1949 baute die Gemeinde das alte Feuerwehrhaus in der Strickerau um und gewann zwei neue Klassenräume. Damit hatte jede Klasse ihren eigenen Raum. Ein Anbau an das alte Schulgebäude wurde geplant.

Der Lehrkörper jener Jahre ist sicher vielen Unkenern heute noch vertraut: Heinrich Müller, Erich Mittersackschmöller, Berta Cortolezis, Maria Steinkogler, Maria Trefny, Johann Hörl, Hermann Allerberger, Alfred Tureczek, Katharina Faistauer, geb. Radauer. Die Schulausflüge in den 50er Jahren gingen ins Gföll, ins Heutal, aufs Wetterkreuz... Am 25. Oktober 1955 fand anlässlich des Abzuges der fremden Truppen und der Neutralitätserklärung durch den Nationalrat eine Schulmesse als Dankgottesdienst statt. Die Fahnenhissung fand auf dem Schulhof statt. Unken stimmte dem Bau einer Hauptschule in Lofer zu und war einverstanden mit der Einbeziehung in den Berechtigungssprengel. 1956 begann der Schulhauserweiterungsbau. Das bedeutete das baldige Ende für Holzleg, Waschhaus, Brunnen und Ziegenstall - und die alten Toiletten!

1956/57 besuchten bereits 31 Unkener Kinder die Hauptschule in Lofer

Der Gemeindearrest wurde vom Achpointhaus in die Schulholzleg verlegt. Erst 1964 bekam das Schulhaus zusammen mit dem neuen Gemeindeamt eine Zentralheizung. 1966 / 67 wurde der erste Schulbusservice für die Gföller Kinder eingerichtet und in den weiteren Jahren auf andere Ortsteile ausgeweitet. 1992 erfolgte ein weiterer großzügiger Umbau der Schule. Heute gibt es dort einen Werkraum, ein Musikzimmer mit Audio Ausstattung, eine Turnhalle, eine Schulbibliothek, einen Schulgarten mit Kletterturm und demnächst in jedem Klas - senzimmer einen Computer mit Internet-Anschluss.


Wir danken außerdem den Erben zur Freigabe des geschichtlichen Werkes der Unkener Spaziergänge!


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5092 St. Martin bei Lofer

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