Peter S., ein erfolgreicher Geschäftsmann aus Berlin, ist heute ein alter Herr. In unserem Dorf cafe hat er mir ausführlich über die Zeit erzählt, als die deutsche Wehrmacht und der Krieg am Ende waren. Im Mai 1945 hat er seine Dienstgradabzeichen von der Uniform gerissen, seine Waffe vergraben und von hier oben nach Unken hinunter geschaut. Er versuchte zu erkennen, ob es noch deutsche oder schon amerikanische Panzer waren, die da drunten rollten...
Nennen wir ihn stellvertretend „der Soldat“. Viel ist passiert, seit dem Beginn des soge - nannten 1000jährigen Reiches, das 12 Jahre gedauert hat.
1933
1934
Unterkünfte Heutal & Unken:
www.unken.co
www.heutal.com
1935
1936
1937
1938
März 1938
Vor dem Einmarsch in Österreich: Morgens um 5.00 Uhr klopft es am Schlafzimmerfenster meiner Eltern im Forsthaus Kaltenbach. Mein Vater ist der bayerische Forstbeamte Richard Zeller. Ein bayerischer Zollbeamter vom Zollamt Melleck übermittelt den Einberufungsbefehl in die Jägerkaserne in Bad Reichenhall. Mein Vater fährt umgehend mit dem Fahrrad nach Bad Reichenhall, kurz, bevor die Grenze um 6.00 Uhr früh geschlossen wird. Er marschiert zu Fuß über Grödig in Salzburg ein und fährt mit dem Fahrrad wieder nach Unken zurück - nicht mehr nach Unken in Österreich, sondern - mittlerweile - heim in’s Reich!
Unkener Schulchronik:
„Anmerkung eines Zeitzeugen und als Lehrer verpflichteter Angehöriger einer Wahlkommission in Wien Jedlersdorf zu den 99,75 % JA Stimmen: Die Frage lautete damals nicht „Bist du für den Anschluss an Deutschland oder für den Nationalsozialismus“ sondern sie lautete schlauerweise und propagandagemäß: „Bist du ein Deutscher, ja oder nein?“ Was blieb also den meisten Österreichern übrig, als das „JA“ anzukreuzen. Außerdem sollte man nicht die Wahlzelle betreten. Wer es trotzdem versuchte, war sofort verdächtig und wurde in der Wahlliste angezeichnet. Auch wurde von der Wahlkommission allen Wählern angeraten, das Kreuzel gleich am Tisch vor der Kommission zu zeichnen denn die Frage „Bist du ein Deutscher, JA oder NEIN“, sollte doch kein Geheimnis sein. Gezeichnet Oberschulrat i.R. A. Beigel“
1939
1940
Wias die Leut’ derzön...*)
Eines Nachts klopfte ein vollkommen erschöpfter Mann in zerrissener Kleidung und ohne Schuhe an die Pfarrhoftüre. Die Pfarrerköchin Anna machte ihm auf. Er bat um Essen. Er hatte großen Hunger. In der Pfarrhofküche erzählte der Mann, dass er aus dem Konzentrationslager Mauthausen entflohen sei und nur nachts unterwegs wäre. Anna erzählte niemanden von diesem nächtlichen Besuch. Zu grauenhaft waren die Dinge, die der Mann berichtet hatte. Nur einer Vertrauten hat sie es dann doch gesagt. Sie konnte diese Geschichten halt nicht ganz alleine tragen. Und die beiden bewahrten das Geheimnis. Aber einmal, als in großen Tönen über Hitler geredet wurde, da machte ihre Vertraute die Bemerkung: „Man darf wohl auch nicht alles glauben, was die uns sagen.“ Ihr Sohn, ein überzeugter Nazi, zeigte daraufhin seine eigene Mutter an.
*) Dieser Text ist auf Grund eines Mißverständnisses in der Unkener Heimatchronik erschienen
Persönliche Erinnerung an diese Zeit:
So viele Frauen tragen schwarze Kleider. So viel Sorge ist im Dorf, dass auch wir Kinder sie spüren. Was wirklich passiert, das können nicht einmal die Erwachsenen so richtig verstehen. Aber es ist Unheil und Tod um uns. Und wenn wieder eine Meldung kommt, dann weinen viele um einen, die Mütter, die Frauen, die Geliebten und Bräute, die Eltern, die Kinder, die Nachbarn... Es geht eine große Trauer um im Land. Wir Kinder verstehen schon, dass gestorben wird. Gefallen, nennen sie das. Wir kennen „fallen“ nur von Apfelbäumen, vom Heuboden oder vom Prügelganter. „Gefallen auf dem Felde der Ehre!“ Auf die Frage, was das heißt, sagt meine Mutter nur: „Das ist ein ganz, ganz weites Feld.“ Das größte Feld, das ich mir überhaupt vorstellen kann, das ist das Eggerfeld, zusammen mit dem Mayrwirtsfeld und dem Postfeld. (- das in jenen Jahren vom Uhrmacher Haider bis zum Gasthof Post noch unverbaut ist.) Und ich grübele, wie es kommt, dass auf so einem Feld so viele hinfallen müssen.
1941
1942
1943
1944
1945
fullmarketing.at GmbH
Grubhof 57
5092 St. Martin bei Lofer
Tel.: +43 6588 20 404
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!