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Netzwerk aus erfolgreichen Vermietern

Unkener Geschichten

Ein herzliches Danke an die Autorin Christine Becker (†)

Die Volksschule Unken – Die Welt aus der Sicht des Oberlehrers F. Huber.1918

Um dem Aushungerungsplan unserer Feinde erfolgreich zu begegnen, wurde im Februar 1915 das  im  Herbst 1914 geerntete Getreide aufgenommen und im April desselben Jahres berechnet,  wie viel  Vorräte nach Abzug von 1400 q pro Person und Woche in jedem Haushalte vorhanden sind.

Die  Mehl-  und  Brotfassung  lag  nun  mit  18. April vollständig in den Händen der Gemeinde. Die Knappheit der Lebensmittel wurde immer furchtbarer und gab es wohl viele Tage, ja Wochen,  wo  in  vielen  Haushalten weder das eine noch das andere zu Hause war. Die Zufuhr durch den Staat, bez. das Land war sehr mangelhaft.

Hierzu kam noch, dass manche Bauern, obwohl noch Vorrat, auch die Mehlkammer in Anspruch nahmen und so die anderen verkürzten. Ein Hauptnahrungsmittel  bildete  der  bisher nur als Schweinefutter bekannte ,Polenta‘, aus welchem  anfangs  reines  Polentabrot,  beinahe ungenießbar,  fabriziert  wurde.  Auch  statt  des Mehles zu Mus (Schmarrn), Knödeln, Nudeln etc. musste es verwendet werden. Da man aber diese Kochart nicht verstand und in den meisten Haushalten auch das unentbehrliche Schmalz fehlte, so war diese Kost wohl nicht weniger begehrenswert, denn so mancher Schmalzbauer ließ es im Keller ranzig werden oder verkaufte es auswärts, was jedoch verboten wurde.

Es  wurden  für  den  Brot-  und  Mehlbezug  für jede Person bzw. Familie sogenannte Brot- und Mehlkarten  ausgegeben,  welche  gewöhnlich  4
Wochen Gültigkeit hatten.

Im Mai 1916 wurden auch Zucker und Kaffeekarten eingeführt. Es muss gestanden werden, das Durchhalten in diesen Zeiten war wirklich schwer, zumal zu diesen Opfern noch die blutigen auf dem Felde der Ehre sich gesellten, deren bis zur Zeit wo ich dies niederschreibe, bereits 30 gezählt werden müssen. (6.8.1916)

Für die tapferen Soldaten wurde für die Winterausrüstung sowohl in den Schulen als auch in den Haushaltungen fleißig gearbeitet und eine stattliche Anzahl Kleidungsstücke an die Soldaten verteilt. 

Für  die  verwundeten  und  kranken  Soldaten wurde  wacker  Scharpie  gezupft  und  Erdbeeren- und Brombeerblätter zur Teebereitung gesammelt.

Fürs Rote Kreuz wurden fortwährend Sammlungen unter den Schülern abgehalten, die speziell  an  dieser  Schule  200  Kronen  ergaben. Hierzu kam noch eine eigene Rote Kreuz Woche für die ganze Gemeinde, deren Ergebnis 324 Kronen war.

Eine angeordnete Goldsammlung hatte keinen Erfolg.

Woll-  und Kautschuksammlungen wurden öfters mit Erfolg durchgeführt, ebenso Metallsammlungen. Speziell im August 1916 wurde eine behördliche Metallablieferung angeordnet. Zwecks Tuchfabrikation wurden auch Brennesselstengel gesammelt.

Zur Bestreitung der Kriegskosten wurden vom Staate 4 Kriegsanleihen ausgeschrieben, woran sich diese Gemeinde mit 60.000 Kronen verhältnismäßig zahlreich beteiligte.

Die Witterung in diesem eigentlich 3. Kriegssommer gestaltete sich sehr günstig und wurde die gut mittlere Ernte trotz der kleinen Zahl an Arbeitskräften rechtzeitig und gut eingebracht. Dem Bauern ging  es  also  nicht  schlecht. Er hatte wenigstens Mehl, Schmalz, und Milch und da kann man schon leben. Dazu hatte er horrende Viehpreise, ein ganz unscheinbares Rind kostete 1.200 - 1.600 Kronen.

Da die Pferde während des Krieges vom Staate allmählich eingezogen wurden, so musste mancher freilich um einen höheren Preis sich
ein solches einstellen.

Kurz  und  gut,  nach  dem  unbesonnenen  Ausspruch mancher Bauern ist es denselben nie so gut  ergangen,  wie  in  diesen  Zeiten.  (Ob  sie auch anhalten?)

Die notwendigsten Lebensmittel aber haben sich in diesen 2 Kriegsjahren nicht nur verdoppelt,  sondern  verdreifacht  und  folgt  eine Aufstellung derselben an anderer Stelle.

Bier stieg im 3. Kriegsjahr das Liter auf 1 Krone und wurde dessen Ausschank an Sonntagen von 9 Uhr bis 3 Uhr nachmittags, an Werktagen von 6Uhr abends bis 9Uhr, festgesetzt. Unter diesen Umständen war der Bierkonsum natürlich  gesunken. 1 Liter Wein kostete 2 Kronen 40 Heller, gegen 60 Heller in normalen Zeiten.

Um dem immer mehr sich fühlbar machenden Kleingeldmangel, sowohl an Kronen als auch an 10 und 20 Hellerstücken abzuhelfen, wurde Papier zu 2 Kronenscheinen und eiserne 10 und 20 Hellerstücke ausgegeben.

Nachdem Ende Oktober 1918 Österreich und Italien  das  Sonder Waffenstillstandsangebot machte, Deutschland  bzw. Bayern aber noch immer im Kriegszustand  sich  befand, so lag die Gefahr nahe, dass die Italiener die Tiroler und  Salzburger  Grenze  besetzen  und  speziell Unken  gegen  Melleck  zum  Aufmarschgebiet werde.

In der Tat kam am 1. November 1918 eine aus 16 bayr. Pionieren bestehende Abteilung als Besatzung nach Melleck und man erwartete täglich eine italienische Vorfühlung. Glücklicherweise bewahrheitete sich dies nicht, denn nach Auflösung der österreichischen Front im Süden zogen deutsche Truppen nach Tirol gegen den Brenner, um das italienische Heer an dem Aufmarsch  gegen  Bayern  zu  verhindern.  Da nun auch bald darauf Deutschland und Italien auf das Waffenstillstandsangebot einging, so blieb für Unken nur noch die Befürchtung, dass das in wilder Hast von der Südfront zurückflutende Heer sich zu Banden vereinigen und als Plünderer unsere Gegend unsicher machen könnte. Deshalb  wurden  aus  den  Gemeindeangehörigen eine Art Wache organisiert, die bewaffnet während der Nacht gegen eine Entlohnung von 6 Kreuzer die Strecke gegen Reit und Lofer zu rekognoszieren hatte.

Bis heute, den 12. November wurde aber nichts Verdächtiges gemeldet. Außer mehrerer, von der Front kommenden Trainwagen, welche in
Salzburg abrüsten wollten, war in Unken nichts von Militär zu sehen.

Diesen Wagen wurde aber ausnahmslos von der Grenzwache in Melleck der Durchzug durch Bayern verweigert.

In den späteren Wochen des Monats November wurden  diese  Wagen  dann  aber  anstandslos durchgelassen.


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Wir danken außerdem den Erben zur Freigabe des geschichtlichen Werkes der Unkener Spaziergänge!


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